Die netten Kultisten von nebenan

Belzebubs

Die netten Kultisten von nebenan
Belzebubs
26. April 2023

Nach jeder Menge Horror, Gewalt und Melancholie haben wir uns zum Abschluss unserer Reihe über Heavy Metal-Comics auch mal was zum Lachen verdient. Aber keine Sorge: trotz entspannter Grundhaltung gibt es auch bei JP Ahonens BELZEBUBS genügend Anlässe für den fachgerechten Einsatz von Ritualdolchen und Zweihand-Äxten.

Von seinem ungewöhnlichen Erscheinungsbild mal abgesehen, ist Sløth ein Musterbeispiel zeitgemäßer Maskulinität: Als liebevoller Ehemann, treusorgender Familienvater und Berufstätiger in Teilzeit stellt er sich tapfer der heute üblichen Mehrfachbelastung; nur dass er eben keinem Bürojob nachgeht, sondern seine Brötchen mit der Black Metal-Band BELZEBUBS verdient. Dementsprechend sind auch die Probleme, mit denen er tagtäglich zu tun hat, im Grunde dieselben wie bei jedem anderen: Die Kinder daten die falschen Leute (Prog-Rocker) und bringen aus der Schule schlechte Angewohnheiten mit nach Hause (Beten vor dem Essen), die Eltern entwickeln gewisse Schrulligkeiten (Leichname als Tischgesellschaft) und bei der Arbeit läuft es auch nicht rund (übermäßiger Verbrauch an Drummern). Zu allem Überfluss sorgt dann auch noch hin und wieder eine misslungene Dämonenbeschwörung für Ärger.

Bereits seit 2016 lässt uns JP Ahonen in seinem Webcomic BELZEBUBS am Leben von Sløth und seinem Umfeld teilhaben; einige Strips gibt es inzwischen auch gesammelt in Buchform. Formal orientiert er sich dabei am klassischen Zeitungsstrip: Kurze 2 x 2 Panel-Episoden, die immer auf eine Pointe zulaufen, verbinden sich zu einer kontinuierlichen, von gelegentlichen Rückblenden unterbrochenen Handlung. Dass dabei nicht alle Gags gleichermaßen zünden, ist gar nicht mal so schlimm. Der Lesespaß kommt sowieso viel mehr daher, Sløths Familie und seine Bandkumpels Hubbath und Obesyx dabei zu beobachten, wie sie auch alltäglichste Herausforderungen wie das Wäschewaschen oder die Urlaubsplanung mit maximal stoischer Death-Attitüde absolvieren. Wer diese liebenswerten Düsterlinge nicht nach wenigen Seiten in sein schwarzes Herz geschlossen hat, der hat vermutlich keines. Das liegt natürlich auch an den meisterhaften Zeichnungen: Ahonens luftig-leichter Stil lässt die Figuren so knuffig erscheinen, dass man ihnen einfach nicht böse sein kann, egal welches Inferno sie gerade auch entfesseln.

 

Derart lebendige Figuren lassen sich nicht lange auf den Seiten eines Comics einsperren. Die BELZEBUBS haben zwischenzeitlich nicht nur eine echte Platte aufgenommen und jede Menge Merchandise-Produkte unters Volk gebracht; sie sind auch in zwei erstklassig animierten Musikvideos zu erleben, denen der Spagat gelingt, die klassischen Metal-Posen liebevoll zu zelebrieren und gleichzeitig augenzwinkernd zu ironisieren. Und spätestens wenn zu den Schlussakkorden von „Cathedrals of Mourning“ alles dem Untergang entgegenrauscht, sieht man es ein: Wenn man schon irgendwann zur Hölle fahren muss, dann bitte in Gesellschaft der Belzebubs!

Wertung: 4 von 5 umgedrehten Kreuzen

Beim Lesen hören: Das offizielle BELZEBUBS-Album „Pantheon of the Nightside Gods“ natürlich.

Unser Autor: Markus Binder misstraut Bands mit weniger als zwei Gitarristen.

Belzebubs
JP Ahonen / Cross Cult
Hardcover, 120 Seiten, 20 €

Alle Abbildungen © JP Ahonen / Cross Cult

Die großartigen Musikvideos findet man unter anderem auf der bandeigenen Website, die immer noch regelmäßig erscheinenden Webcomics hier.